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Die Laterne

  Thuringia. 1842. S. 796.

Eine halbe Stunde südlich von Sangerhausen liegt am Rande einer fleinen, etwas hochgelegenen Ebene das Pfaffenholz, ein kleines Gehölz, zur Pfarre in Oberröbelingen gehörig, über eine Stunde davon entfernt in südwestlicher Richtung das Dörfchen Martinsrieth. Auf der Landstrecke zwischen Dorf und Holz wandelt eine Laterne.

Ein Jäger war dort einmal bis Mitternacht auf dem Anstande. Da fömmt bei mattem Mondlichte statt des erwarteten Fuchses weit unten im Felde von Martinsrieth her ein Licht auf ihn zu. Obwohl ihm alsbald die Sage von der Laterne einfiel, wartete er doch zu sehen, was es wäre. Näher und näher kommt das Licht und als es nicht mehr weit entfernt ist, ruft er es an. Keine Antwort. Es kommt immer näher und der Jäger ruft nochmals. Keine Antwort. Je näher aber das Licht kommt, desto deutlicher wird die Gestalt einer etwa eine Elle hohen Laterne, die oben von einer Hand gehalten wird. Endlich ist die Erscheinung etwa noch zehn Schritte von dem Jäger entfernt. Davon laufen scheint ihm eben so gefährlich als stehen zu bleiben; er legt also das Gewehr an, ruft zum dritten Male wer da! und weil er wieder keine Antwort erhält, drückt er in Gottes Namen ab und weg ist die Laterne. Alsbald eilte der Jäger nach Hause.

Der Jäger hat dies Erlebnis nachher vielen Leuten erzählt und stets versichert, dass er weder geschlafen noch geträumt habe; er könne stets die Wahrheit dieser Begebenheit behaupten. Auch andere Leute sagen, dass sie diese Laterne gesehen haben.

Quellen: