<<< zurück | Sagen aus Thüringen - Orts- und Volkssagen | weiter >>>

Wein aus der Kunitzburg

  Mone Anzeiger VI, 394 f.

Bei einer Hochzeit zu Kunitz unweit Jena ging um Mitternacht der Wein aus. Da gab der Hausherr der Magd Geld und sagte scherzhaft: „geh auf die Burg und hole Wein!“ Das Mädchen, welches im Orte noch fremd war, ging ohne Bedenken mit einem Kruge auf das unbewohnte Bergschloss und klopfte an die Thüre, welche bald von einer weissen Gestalt geöffnet wurde, die nach der Magd Begehren fragte. Diese antwortete, sie solle für ihren Herrn, dessen Namen sie nannte, Wein holen, worauf die Gestalt mit ihr in den Keller ging, den Krug aus einem Fasse füllte und zurückgab, ohne Bezahlung anzunehmen. Im Hochzeitshause erkannte man den Wein für altes, treffliches Gewächs und fragte die Magd, wo sie ihn geholt habe. Ueber ihre Erzählung wunderte sich alles, man bewahrte von dem Wein auf und zeigte die Sache in Jena bei Gericht an. Dort wurde das Mädchen eidlich vernommen und nachher die ganze Kunitzburg amtlich untersucht, allein darin weder Fass noch Wein gefunden .

Quellen: