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Der Riesenfinger

  Taschenbuch für Liebe und Freundschaft 1815. S. 279 ff.
  Grimm deutsche Sagen I, 207 f.

Wer von Jena über die Camsdorfer Brücke geht, erblickt nach Osten hin in der Nähe des Dorfes Ziegenhain auf dem Hausberge einen hohen Thurm. Davon erzählt man diese Sage.

Im Saalthale in der Nähe von Jena hauste ein wilder, böser Riese. Auf den Bergen hielt er seine Mahlzeit und noch heisst auf dem Landgrafenberge ein Stück der Löffel, weil er dort seinen Löffel hinfallen liess. Die Menschen nannte er Zwerge und behandelte sie hart und grausam. Auch gegen seine Mutter war er gottlos und böse, besonders wenn sie ihm Vorstellungen oder Vorwürfe über sein wüstes Leben machte. Als er aber einmal bei solcher Ermahnung mit seinen Fäusten nach ihr schlug, verfinsterte sich alsbald der helle Tag in dunkle Nacht, ein Sturm brausste daher und der Donner rollte und krachte fürchterlich, dass der gottlose Riese niederstürzte und von den umliegenden Bergen, die über ihn fielen, ganz bedeckt wurde. Aber sein kleiner Finger wuchs aus diesem Grabe hervor, zur Strafe für ihn und zugleich zur Warnung für die kommende Zeit. Dieser Finger ist der schmale, einsame Thurm auf dem Hausberge, in der Neuzeit der Fuchsthurm genannt.

Quellen: