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Das Mäuslein

  Prätorius Weltbeschr. I, 40 f.
  Grimm deutsche Sagen L, Nr. 247. S. 335 f.

Auf einem vornehmen Edelsitze zu Wirbach bei Saalfeld hat sich Anfangs des 17. Jahrhunderts folgendes begeben.

Das Gesinde schälte eines Tages Obst. Dabei war in derselben Stube eine andere Magd, welche der Schlaf ankam, dass sie von den übrigen sich absonderte und nicht weit davon auf eine Bank etwas zu ruhen niederlegte. Wie sie ein wenig stille gelegen, kriecht ihr zum offenen Munde ein rothes Mäuselein heraus, das die andern Leute meistentheils gesehen und einander bald gezeigt haben. Das Mäuslein eilt dem Fenster zu, das eben ein wenig offen stand, schlich hinaus und blieb eine Zeit lang aus. Darüber steht eine vorwitzige Zofe auf und geht, obwohl es die andern ihr stark verboten, zu der entseelten Magd, rüttelt dieselbe nicht allein, sondern bewegt sie auch auf eine andere Stelle etwas fürder und geht dann wieder davon. Dann kommt das Mäuslein, das aus der Magd Mund gekrochen war, wieder, läuft nach der vorigen bekannten Stelle und wie es nicht recht ankömmt noch sich zurecht findet, verschwindet es und die Magd war und blieb mausetodt. Vergebens bereute nun jene Zofe ihren Vorwitz. Uebrigens soll auf demselben Hofe ein Knecht gewesen sein, der vorher vielmals von der Trud gedrückt wurde und keinen Frieden haben konnte, als nach dem Tode jener Magd.

Quellen: