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Walkmann von Sättelstedt

  Sclorf thür. Chronik S. 83 ff. Manuscript

Es sass ein ehrbarer Ritter vor dem Dorfe Sättelstedt auf dem Bergrücken, wo noch der Wall seiner Kemnate ist, der hiess Herr Waltmann von Sättelstädt und gehörte zum Hofgesinde des Landgrafen Ludwig. Dieser vermass sich vollkommener Ritterschaft, denn er war ein guter Wapener und gestrenger Ritter und solchen Muthes und voll Mannlichkeit, dass er mit seinem Herrn, dem Landgrafen, zu einem Hofe nach Merseburg ziehen wollte, dahin viele Herren aus Sachsen, aus der Mark, aus Meissen, aus dem Osterlande und Voigtlande, aus Franken, Hessen und Thüringen kamen. Dahin wollte er am andern Tage nach St. Walpurgis ziehen und mit sich führen eine schöne wohlgeschmückte Jungfrau, die sollte führen einen Sperber und einen fertigen guten Stöber, er selbst wollte dreimal ein Rennen und Stechen halten mit einem jeden, wer da wollte, und wer ihn niedersteche, der sollte seinen Harnisch und sein Stechzeug gewinnen und den Sperber und den Stöber und die Jungfrau sollte sich mit einem goldenen Fingerring lösen. Steche ihn aber der Gegner nicht nieder, so sollte dieser der Jungfrau einen goldenen Fingerring als Geschenk geben.

Da waren viele Herren, die darauf warteten und Ritterschaft unterwegs mit ihm übten, auch stritten sie unter einander und entzweiten sich, wer mit ihm das Stechen halten sollte; und wenn ihrer viel waren, so hatte der das Vorreiten, den er sich ausersah. Aber der Ritter brachte die Jungfrau auf den Hof nach Merseburg und wieder heim ohne Verlust und sie brachte so viel Fingerringe mit, als sie Finger an beiden Händen hatte, und theilte sie unter die Frauen und Jungfrauen, die am Hofe der heiligen Elisabeth waren, und hatte davon grosse Freude und sie dankten dem frommen Ritter ob seiner Mannlichkeit.

Quellen: