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Landgraf Ludwig und der Krämer

  Thür. Chronik in Lepsius kl. Schriften III, 266
  Schlorf thür. Chronik. Manuscript S. 80

Es war zur Zeit des edlen Landgrafen ein Krämer, der hatte gar einen armen Kram: als Pfeifen, Löffel und Spangen. Da fragt ihn der milde Fürst, als er auf den Jahrmarkt nach Eisenach kam und die grossen, reichen Krämer beschauet hatte, wie er sich von diesem armen Kram ernähren könnte. Der Krämer antwortete: „Herr, wenn ich mit Frieden aus einem Lande in das andere ziehen möchte, so wäre mir mein Kram gross genug und ich wollte mich wohl ernähren, auch sollte derselbe über ein Jahr besser sein.“ Da ward der Fürst mit Barmherzigkeit beweget und sprach: „guter Freund, wie achtest du deinen Kram?“, „Herr,“ antwortet jener „ich gebe ihn euch um zehn Schillinge.“ „Gieb ihm die zehn Schillinge,“ sagte der Fürst zu seinem Diener, und zu dem Krämer sprach er: „du sollst in meinem Gebiet wandern, wo du willst, darüber soll man dir einen Brief geben und ich will dich schadlos halten dafür, dagegen sollst du mir Treue geloben und halben Gewinst geben.“ Der arme Krämer ward froh und gelobte ihm treu zu sein und nahm von dem Diener den Brief und das Geld. Alle Jahrmärkte kam er nach Eisenach und brachte alle Zeit seinem Herrn fremde Kleinode und zeigte ihm seinen Kram, der Fürst aber vergalt ihm die Kleinode mit Gelde. In kurzen Zeiten wuchs der Kram so gross, dass er ihn nicht mehr tragen konnte, kaufte daher einen Esel und trieb seinen Kram von einer Stadt zur andern.

Auf eine Zeit trieb er seinen Esel durch das Land zu Franken und legte allenthalben in den Städten seinen Kram aus. Als das etliche vornehme Leute in Franken sahen, wurden sie der Sachen eins und hielten auf den Krämer, nahmen ihm seinen Esel mit den Waren und trieben ihn auf ein Schloss bei Würzburg. Der Krämer zeigte seinen Brief vor, aber sie rissen ihn entzwei und kehrten sich nicht daran. Da ging der Krämer zu seinem Herrn den Landgrafen und klagte ihm, wie er seinen köstlichen Kram verloren hätte. Des lachte der Fürst und sprach: „lieber Geselle, hab' keinen Unmuth, du sollst jetzt hier bleiben und nicht weiter ziehen, bis wir wieder einen Kram angerichtet haben.“

Darauf zog der Fürst mit grosser Gewalt nach Franken und brannte und verheerte das Land bis nach Würzburg. Da liess ihn der Bischof fragen, warum er ihm so grossen Schaden thue. Der Landgraf antwortete: „ich suche meinen Esel.“ Als der Bischof solches vernahm, kam er selber zu dem Landgrafen und fragte ihn um den Esel. „Eure Mannen,“ sprach der Landgraf, „haben meinem Diener das Seinige genommen und ihn seines Esels und Krames beraubet.“ Von Stund an ward ihm der Esel und Kram wiedergebracht und der Landgraf zog wieder heim nach Thüringen.

Quellen: