<<< zurück | Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel | weiter >>>

Heimsuchung des Klosters Prüm durch die Normannen

Gegen Ende des 9. Jahrhunderts traf das Kloster zu Prüm ein harter Schlag, der ihm ein jähes Ende zu bereiten schien. Die als kühne Seeräuber allgemein gefürchteten Normannen drangen in jener Zeit bis tief in das Innere der Länder plündernd ein. Auf ihrem Beutezug kamen sie, von Aachen her durch den Ardennenwald ziehend, am Dreikönigstag des Jahres 882 nach Prüm, wo sie drei Tage blieben und schrecklich hausten. Die ganze Gegend wurde von ihnen verheert. Die auflodernden Flammen der brennenden Behausungen leuchteten weit in das Land hinaus. Als sich die Bevölkerung der Umgegend in einem großen Haufen gesammelt hatte, um sich der wilden und mordgierigen Räuber zu erwehren, stürmten diese auf die unzulänglich bewaffneten und nicht kriegsgeübten Scharen mit wildem Ungestüm ein und machten sie schonungslos nieder. Nachdem sie alles geraubt und geplündert hatten, kehrten sie, mit Beute reich beladen, rasch in ihr Lager zurück. Bei ihrem Abzug ließen sie das Feuer auf dem Herd im Kloster fortbrennen. Da niemand anwesend war, der es löschte, griff es weiter um sich und legte das ganze Kloster in Asche.

Der weise Ansbald, der damals Abt des Klosters war, schilderte dem Kaiser Karl dem Dicken (876 – 887) die große Not und bat ihn, sich seiner anzunehmen. Er fand beim Kaiser ein geneigtes Ohr und eine hilfsbereite Hand, und die reichen Schenkungen, die er dem Kloster machte, wogen die großen Verluste beinahe auf.

Zehn Jahre später aber kamen die Normannen wieder. Sie zerstörten alles im Kloster, mordeten einige Mönche und viele zum Kloster gehörige Leute, während sie die Übrigen als Gefangene mit sich fortführten.

Quelle: Jos. Schiffels: Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel, erster Band, Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912