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Der schwarze Kater zu Neschwitz

In Neschwitz war einst ein reicher Bauer. Er besaß von allem genug; der Drache - in Gestalt eines großen schwarzen Katers - hatte alles herzugetragen. Damals zwang die Not die Bauern, sonntags nicht oft Fleisch zu essen, sondern Milchhirse zu kochen. Das fraß der Drachenkater für sein Leben gern. Daher kochte ihm die Bäuerin oft dieses Gericht.

Eines Sonntags wollten die Bauersleute zusammen in die Kirche gehen. Die Bäuerin befahl der Magd, Milchhirse zu kochen, zugleich aber verbot sie ihr, weil sie erst vor kurzem dort in den Dienst getreten war, selber dem Kater etwas zu fressen zu geben. Die Magd tat, wie ihr geheißen war, und kochte Milchhirse. Als sie den Brei aus dem Ofen zog, um ihn umzurühren, weil er sonst gern anbrennt, kam der Kater zu ihr gelaufen und rieb seinen Kopf an ihren Beinen. Die Magd, eine gutmütige Seele, die an nichts Böses dachte, nahm mit dem Rührlöffel etwas Hirse, die aber sehr heiß war, aus dem Topf, und tat sie dem Kater in den Freßnapf. Der Kater schlapperte an der Hirse, kreischte vor Schmerz laut auf und rannte zur Tür hinaus. Im selben Augenblick aber überkam die Bäuerin in der Kirche eine sonderbare Angst, als ob sich zu Hause etwas Schlimmes ereignet hätte.

Eilends lief sie heim, aber zu spät; denn als sie ankam, brannte schon der ganze Hof. Der Kater hatte aus Wut über die heiße Hirse Feuer in die Gebäude gespien und sie angezündet. Das Gut brannte völlig nieder, und der Kater war auch verschwunden. Als die Bauersleute den Hof wieder aufgebaut hatten und in das neue Haus einzogen, kam auch der Kater wieder. Der Bauer mochte ihn aber nicht mehr sehen und wollte ihn loswerden. Deshalb nahm er ein großes Bündel Stroh, fing den Kater, band ihn fest mitten hinein und ging mit ihm nach Caslau zu in seinen Kiefernwald. Dort legte er das Bündel auf die Erde, zündete es an und dachte, daß der Kater darin verbrennen würde. Er wartete indes nicht ab, bis das Bündel ganz verbrannt war, und lief eilends wieder heim. Doch da kam ihm schon der Kater aus dem Hofe entgegen und sagte zu ihm: „Wie wir doch eilen mußten, damit wir nicht mit verbrannten!„ Darauf rief der Bauer ärgerlich: „Und du mußt mir doch aus dem Haus!“ Der Kater antwortete ihm: „Falls ich gehen werde“ und rollte seine großen Augen.

Keiner weiß, ob der Bauer den Drachen losgeworden ist. Soviel ist aber gewiß, daß der Bauer gerade ein Jahr danach starb.

Quelle: Erich Krawc, „Sagen der Lausitz“, Domowina Verlag 1962;