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Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg

Im Dorfe Kolbeck bei Magdeburg tanzten 1011 etliche Hausleute am Christtage Abends auf dem Kirchhofe, wollten sich auch hiervon nicht abwehren lassen. Da sagte endlich der erzürnte Priester: »ei, so tanzt ein ganzes Jahr!« Und es geschah; in ewigem Schwunge tanzten sie ein ganzes Jahr lang, daß die Erde unter ihnen wich und sie in einer Gruft, die ihnen bis unter die Arme ging, sich herumdrehten. Einer wollte einst einen Freund aufhalten, aber im reißenden Drehen behielt er den Arm des Tanzenden in der Hand, der sich dennoch wieder im tollen Schwunge weiter drehte. Es fiel auf sie weder Regen, noch Thau, noch Schnee.

Endlich endigte sich nach einem Jahre, durch vielfaches Bitten hin und wieder in den Kirchen, dies Tanzen, aber einige waren sofort des Todes, andere behielten die kurze Zeit ihres Lebens über ein stätes Zittern.

Quelle: Johann Gustav Gottlieb Büsching: Volkssagen, Märchen und Legenden, Leipzig, Reclam, 1812,