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Die geldfressende Besessene

  Nach Remigii Daemonolatria Th. II. S. 114.

Philippus Melanchthon erzählt, daß in der Mark Brandenburg1) eine junge Dirne mit dem bösen Geist besessen gewesen. Diese zog von den Kleidern der Umherstehenden oder Vorbeigehenden die darauf befindlichen oder hervorstehenden Fäserlein, welche sich in ihren Händen in Münzen verwandelten von der Art, wie sie im Lande gangbar waren; diese zerkaute sie mit einem abscheulichen Zähneknirschen. Etliche nahmen ihr diese Stücken und fanden, daß es gut Geld war und bewahrten sie zum Gedächtniß. Bisweilen ward sie vom Satan geplagt, aber nach etlichen Jahren von diesem tyrannischen Geiste erlöset auf unaufhörliche Fürbitte der christlichen Gemeinde und hat man auch nicht die geringsten Ceremonien dazu gebraucht. Dies hat sich begeben im Jahre 1538. Andere melden, daß sie auch glühende Kohlen vom Heerde genommen und gegessen habe.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 165


1)
Es ist dieses wohl dieselbe Sage, die nach Frankfurt a.d.O. versetzt wird, oben S. 86.