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Von Schweinen entdeckte Glocken zu See und Spree

  Sammlung von Schön No. 38. Msc.
  

Die große Glocke, die auf dem Kirchthurme zu See hängt, haben Schweine, welche in den großen Teich, den man den See nennt, zur Tränke getrieben wurden, darin ausgewählt. Auch eine kleine Glocke, welche sonst im Schänkhause zu Spree aufgehängt war, haben Schweine auf dem dasigen Viehbige unter der Erde entdeckt und mit ihren Rüsseln an das Licht gebracht.

Anmerkungen: Vou Seen, in denen Glocken versenkt sind, wissen unzählige Sagen zu berichten. Auch dergleichen Sauglocken giebt es viele, z. B. in Blankensee (Ruhn, Märt. S. p. 103), bei Uckermünde (Tenne, Pommersche S. p. 268 ), Görtzdorf (1. c. p. 240 ), in Altenburg 2. (Nort, Sitten und Gebräuche p. 380 ) versucht einen Zusammenhang zu finden, indem er die Glocken gleich Odin's Hut von dem Nebel auf dem Wasser, ihre Töne von dem Sturmgeräusch gepeitschter Wellen versteht und damit die Benennung Sauzagel für Wirbelwind in Verbindung bringt. Die Sau aber ist überhaupt Finderin der im Dunkeln verborgenen Gegenstände; sonst ein der Finsterniß geweihtes und darum als Julschwein dem Lichtgott geopfertes Thier (vergl. auch 102 und 135).

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862