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Die Burgschanze bei Penzig

  Görl. Wegweiser 1833 S. 380. 
  Preusker II. S. 169, 177. 
  Anton, Fdiotiton (zum Budift. 6).

Auf dem hohen und ziemlich steilen Neißufer bei Penzig findet sich ein Erdwall, genannt die Burgschanze. Von da aus ist der alte Rittersitz der fehde- und raublustigen Herren von Penzig zu mehreren Malen bedrängt und endlich zerstört worden. Als die Görlitzer Herren der Burg waren, hielten sie eine Besatzung daselbst, „daß nit die Störche da nisten möchten.“

Alle Nächte mußten vier Mann aus den umliegenden Gemeinden Wache halten und auf der Mauer hin- und hergehen. Diese aus wendischen Haidebewohnern zusammengesetzte Mannschaft nannte man Hallunken (holanc = ein Haidebewohner, hola = die Haide) und da die Deutschen diese Wenden verachteten, so wurde ein Schimpfwort daraus. In Görlitz hießen die Männer so, welche die Braupfanne von Haus zu Haus trugen.

Anmerkungen (Karl Haupt): In der Görlitzer Haide deuten eine Menge Namen auf heidnische Heiligthümer, z. B. Heiligensee, das Lipiche Wasser, der Tschirnbach und Bielobach, das Dorf Biela, der Hainteich, der Zeisigberg (vgl. Th. I. No. 2. Anm.), das Dorf Mühlbog (bog Gott), der Radelteich (Rado), der Ziebebrunnen, der Scheibeteich (Ziba oder Siba) lassen mythologische Deutung zu (vgl. Karl Starte, die Görl. Haide, Görlitz 1823). Merkwürdige Namen sind auch noch: der Schwarzfleischbrunnen (in der Muskauer Haide heißt ein Berg: der Todtenfleischer), der Salzbrunnen, der Zarthen- oder Nicolinfluß, der Wohlenteich und die Wohlenberge, ein verlorenes Dorf Molfentatiche.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862