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Die Wolfsgrube bei Königshain

  Beschreibung von Königshain Msc. S. 52.

In dem großen Walde bei Königshain sind vor alten Zeiten viele Wölfe gewesen, darum man drei Wolfsgruben gelegt. Sie haben Ziegen und Hunde den Leuten weggenommen, Winterszeit ein groß Geheul getrieben und sind haufenweise beisammen gewesen. Sie sind aber einmal verbannt worden und seither sind sie verschwunden.

In der kleinen Grube hat sich einmal ein Wolf gefangen und gehet ein Musikant von Königshain nach Hillesdorf aufzuwarten. Wie er nach Hause geht verirrt er sich und fällt in die Grube, wo sich der Wolf gefangen hat. So will der Wolf den Musikanten anpacken und stößt an die Geige. Wie es klingt, springt er zurück. So denket der Spielmann: ist's um die Zeit? und fängt an zu geigen. So hat sich der Wolf gefürchtet und hat er also müssen die ganze Nacht geigen bis an lichten Morgen und in allem Geigen hat er müssen aus der Grube steigen, ist nach Hause gegangen und hat solches gemeldet.

Da gehen die Leute heraus mit Spießen und Stangen, den Wolf zu tödten. Auch gehet eines Bauern Tochter, Simon Jungens, mit, solches anzusehen, gehet ein wenig nahe an die Grube und fällt hinein. Da greift der Wolf gleich zu und beißt ihr ein Ohr ab. Da haben die Leute müssen gewaltig zuschlagen, haben also das Mädchen errettet.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862