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Das Forstfest zu Kamenz

  Laus. Mon. Schr. 1801 S. 185–91. 
  Klir, der Forst zu Kamenz 1854 S. 8.

Im Hussitenkriege kam einmal ein Haufen Hussiten vor Kamenz gerückt, schlug vor der Stadt ein Lager auf und drohte die Stadt zu plündern, wenn man ihm nicht eine große Lösesumme zahlen würde. Der Preis war zu unverschämt. Die armen Kamenzer konnten auch nicht einmal einen kleinen Theil desselben aufbringen. Da ging der Schulmeister mit den Kindern in einer feierlichen Prozession hinaus vor den grimmigen Hussiten Hauptmann, der sammt seinen wilden Schaaren gar nicht wußte, was dieser friedliche Besuch bedeuten sollte. Die Schüler aber fingen an das Lied zu singen: „Du Friedensfürst, Herr Jesu Christ, u. f. w.“ Dieser Gesang rührte den wilden Hauptmann so sehr, daß er die Stadt verschonte und von dannen zog. Zum Andenken daran hat ein reicher Bürger von Kamenz der Schule ein großes Stück Wald geschenkt und verordnet, daselbst alljährlich zu Bartholomäi ein Schülerfest zu feiern mit Gesang jenes Liedes, Prozession, Freudenfeuern und Lustgelagen. Das ist der Ursprung des noch heute gebräuchlichen Forstfestes zu Kamenz.

Eine andere Sage verlegt die Entstehung des Festes ein Jahrhundert später. Im Jahre 1520 herrschte in der OberLausitz und sonderlich bei Kamenz eine große Dürre. Da ging die Geistlichkeit mit den Schulkindern in langer Prozession von einer Heiligenkapelle zur andern und beteten um typ:Regen und siehe, den andern Tag kam der erbetene Regen. Zum Andenken daran feiern die Kamenzer Schüler bis auf den heutigen Tag das Forstfest.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862