<<< vorherige Sage | Zweite Abtheilung: Schildsagen | nächste Sage >>>

Haugwitz

  König, Adelshist. 1. 464. 
  Gaußen, Adelsler. I. 596. 
  Großer, Merfw. III. 46. 
  Bohusl. Balbini memoriae et documenta quaedam generosissimae stirpis heroum Haugwitziorum de Biskupitz.

Als Karl der Große vom Jahre 772 an drei und dreißig Jahre lang die Sachsen bekriegte, hat sich unter anderen Feldobristen einer mit Namen Hug oder Hugo vorgethan, und durch besonderen Witz und Verstand, guten Rath und kluge Anschläge die Ober- und Niedersachsen mit ihrem Könige Wittekind bezwingen und zum christlichen Glauben bringen helfen. Daher hat ihm der Kaiser den Beinamen Witz und einen gehörnten Widderkopf, als Zeichen der Tapferkeit, in's Wappen gegeben. Von diesem Hugo stammen die Herren v. Haugwitz. Das ist die deutsche Sage, die böhmische lautet anders.

Zu den heidnischen Zeiten unter den deutschen Königen wurde einst einem kriegserfahrnen Ritter eine Burg anvertraut, um sie gegen die Feinde des Vaterlandes zu behaupten; die Feinde rückten an und bestürmten sie mächtig, wurden aber von dem heldenmüthigen Befehlshaber tapfer zurück geschlagen. Als sie nun sahen, daß sie mit Gewalt nichts ausrichteten, beschlossen sie, die Besaßung durch Hunger zur Uebergabe zu zwingen und umringten die Burg so, daß Niemand mehr herauskonnte, ohne ihnen in die Hände zu fallen. Schon litten die Belagerten große Noth und dachten darauf, sich mit der Burg den Feinden zu übergeben. Der Befehlshaber allein widerstand jeder Aufforderung und hielt die hungernden Krieger mit der Hoffnung, daß der König ihnen bald zu Hülfe kommen würde. Allein von Tage zu Tage ward vergeblich auf Entsatz gewartet. Da wandte endlich der kluge Befehlshaber eine Kriegslist an. Er ließ den einzigen Widder, den sie noch in der Burg hatten, schlachten, mit seinem frischen Blute alte Ochsenhäute befeuchten und sie. wie zum Trocknen im Angesichte der Belagerer aufhängen.

Als diese die Ochsenhäute erblickten, meinten sie, man habe in der Burg nicht nur Getreide und Brod, sondern auch Fleisch genug, verzweifelten daran sie auszuhungern und zogen ab. Hierauf kam der König zu den Seinen, und als er in der Burg nichts mehr fand als den Widderkopf, lobte er die Tapferkeit und List des Anführers und befahl, daß derselbe für immer einen Widderkopf im Schilde führen solle.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862