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Schätze bei Muskau

  Mündlich.

Am Ende des schönen und berühmten Parkes von Muskau, dort wo jetzt die sogenannten „neuen Anlagen“ den Park erweitern sollen, liegt ein mit hohen Bäumen bewachsener Berg und in diesem befindet sich ein Schatz, der von einem Geiste bewacht wird. Der alte Bergmann Nugla in Muskau, der die Kunst verstand, vermöge der Wünschelruthe vergrabenes Gold zu entdecken, wurde oft, wenn er in der Dämmerung dort vorüber ging, von einem unsichtbaren Geiste flehentlich um Erlösung gebeten unter dem Versprechen des unterirdischen Schatzes. Der alte fromme Mann ging zum Pastor, der ihn wenigstens darüber beruhigte, daß es kein Teufel oder böser Geist sei, der ihn verführen wolle, aber er hat sich doch nicht getraut, den Schatz zu heben.

Auch auf Köbeln zu liegt ein Schatz. Dort ist eine Stelle, die heißt der Judentempel. Alte Mauern sind die Ueberreste desselben und in der Nähe stehen vielhundertjährige Bäume. Man hat dort oft eine weinende Frauenstimme gehört, auch viel nachgegraben, aber die rechte Stelle hat noch Keiner getroffen. Der Glaube an den Schatz war aber so fest und allgemein, daß der vorige Besitzer Jahre lang zögerte, den Platz zu verkaufen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862