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Die Jungfer auf dem Amte Staufenburg

(In der niederdeutschen Mundart von Gittelde.)

Vor drei Wochen hät en Knecht, Namens Georg Sepenbein, op Amt Staufenburg dä Päre futtert, un weil e dä Päre futtert hät, kümmt e rinter in de Knechtstube, un da steit en Talglicht up en Dische, dat is saun Stümpel west, dä denn de Herrens nich mehr brennt, dä kriet denn dä Knechte un mött dä verbrennen. Un (hei) stickt dat Talglicht an von siene Lüchte un da hät da de witte Jumser säten, ganz schneiwitt, un hät immer in Eine Stee kuckt. Da verfeert (erschrickt) hei sik un löpt na dä andern Knechte, dä sind in Pärstalle west un hät nu all in Bedde lägen. Dei staht nu ut en Bedde un seit tau, dat (indem, weil) se dat hätt wollt nich glöben. Weil düsse Knechte dat seit, dat düsse witte Jumfer da sit, da lopet dä wedder retur, Sau passet dä Knechte dä andre Nacht nu wedder op, da sind se alle te hope in dä Stube, de eine hät hier esäten un hät ne Piepe Taback eroket un de andern hät da esäten. Da schleit de Klocke elwe, da deit düsse witte Jumfer dä Dör up un set sik da wedder hen in dä selwige Stelle. Sau lopet düsse ganzen Knechte ruter un lopet hen na'n Verwalter. Hei will sik sülwest owertügen, un weil hei dä Dör updeit, da sitt düsse witte Jumfer da. Den andern Morgen sägt hei dat sienen Herrn. Weil hei nu na den Herrn kümmt: »Guten Morgen, guten Morgen, lieber Herr, ich habe mich selber überzeugt wegen der Geschichte wegen der weißen Jumfer.« Da vertellt hei 't nu sienen Herrn un düsse Amtmann dä hat nu dat wollt ok nich glöben un sägt, wenn se düssen Abend wedder da sitten deee, denn soll hei öne mal sülwest raupen. Weil nu düssen Abend dä Klocke elwe sleit, da sit düsse Verwalter nu in de Knechtstube inne, da kümmt se nu an up en Punkt elwe. Da löpt e hen, un kloppt an dat Fenster, wu dä Amtmann slöppet, ganz barbarsch mit en Stocke, un da sägte: »Herr! Herr! dä witte Jumfer is nu all wedder komen un hät sik up dä Stelle settet.« Düsse Amtmann dä will dat nich glöben, dä sägt: »Sau forwahren Gott wie sien Rietpärd, sien Schimmel, nich for sien Fenster keime un sänge 'n Geschricht an, sau forwahr wörre dat nich wahr«, sägt denn düsse Amtmann. Sau weil'e knapper Noth (kaum) dat Wort utesägt hät, sau kümmt sien Schimmelpärt for 't Fenster un fänget ok en Geschrichte an. Sau sägt düsse Amtmann to siener Fru, se woll'n mit enander mal hengahn un wollen sek da sülwest von owertügen. Weil nu dä Amtmann mit siener Fru da rinder kümmt, kucket tau'r Dör rin, da fällt dä Fru gliek in Ahmacht (Ohnmacht), dat se dä Jumfer da süt. Sau hät düsse Jumfer aber noch vele schönder utesein, als wie vorher, da se lewet hät. (Awer op veelerlei Art is se manchmal ewest. Wenn wer rinter komen is, den se is nich gut ewest, denn is se aschenfahl in Gesichte worren.)

Den andern Dag sägt düsse Amtmann tau sienen Bedienten, se wollen mal na Gittelde reisen na'n Herrn Superdenten, mit den hät hei en Kluck (Club). Sau reiset hei na Gittelde mit siener Fru, mit den Verwalter un den Bedienten und sint mit twei Kutschen hen ereiset. Dat (als) se sik nu erst sau fraget: »Herr Amtmann is nist Nies passirt?« da sägt dä Amtmann: »Herr Superdente, wenn ick Sei't Nieste sägge, dat glowet Sei doch nich«; wettet hei umme fief Flaschen Wien, dat hei dat nich glöfte, düsse Superdente… da drinkt se nu düsse fief Flaschen Wien mit enander erst, düssen Amtmann siene Frue un düssen Superdenten siene Frue dä mött nu ok rupper komen up dä Stube un mött midde drinken un düsse Bediente hät denn ok wat vonekricht. Düsse Superdente den wart nu Tiet un Wiele lang, ehr e dat gewahr werd (erfährt). Wie nu dä Wien utedrunken is, da sägt et ne dä Amtmann un da mott dä Superdente den Wien betalen, weil hei't nich glöben will und weil hei sägt: »Das ist fürwahr nicht wahr, so wahr unser Herr Gott die liebe Sonne da her scheinen läßt!« Da hätt se sik aber mit den Superdenten in de Kutsche set un feuhrt hen na'n Amt Staufenburg un de Superdente nimmt ok noch siene feir Söhne midde, dat dä da sik ok owertüget. Sau wie dä Klocke nu elwe sleit, sau gaht se nu tehope hen na dä Knechtstube, dä Jumfer is all da, un weil nu düsse Superdente mit sienen feir Söhnen rinder kummet, sau kricht se nu'n Kopp, sau wat lewet gar nich (man sollt' es kaum glauben) un alle Haare staht te Barge un is aschenfahl in Gesichte. Düsse jüngeste Sohne dat is nu'n Soldate west, dä wanket (winkt) sienen Vader un siene Breuders, dat se söllt mal ruter gan. Weil dä nu knappernoth ter Dör rut sind, da steit düsse Witte Jumfer up un wert wedder ganz schön, un gift ne en Handkuß. Da will e'r nu wier noch midde (er nun noch weiter mit ihr) spräken; aber se gift sik wier keine Bekanntschaft, da is et nu sau wiet ewest, dat et hät twölwe slan wollt. Da maket se weg un düsse Superdentensohne dä geit midde rut. Da schrift düsse Superdente na'n Genderalsuperdenten na Seesen: sau un sau wörre passirt. Da kümmt dä Genderalsuperdente den Abend drup mit twei Jüngelingen, dat sind Studenten ewest. Sau komet se hen, weil et elwe schlan hat, in dä Knechtstube weer rinter, sau sitt düsse Witte Jumfer da wedder, awer dä Genderalsuperdente dä hät nu up jede Halwe (Seite) en Jüngeling ehat. Weil nu dä drei sau vorgaht, sau kricht sei nu wedder 'n paar Ogen in Kopp, dei sind sau glu, sau wat is gar nich. Sau kucket düsse Witte Jumfer immer man dä beiden Studenten nu an, sau immer man von einen op et ander (von einem zum andern) mit en Ogen. Sau wer't düsse bei'n Studenten bange und lopet ter Dör ruter, un da kricht düsse Jumfer ortlich'ne andre Culör un kricht ortige Ogen wedder as wie en Minschen taukümmt, un sägt tau düssen Genderalsuperdenten: als wie vor tein Jahren wörre sei von Bronswiek, wu se te Hus wörre, wegekomen na Amt Staufenburg un da wörr' se twei Jahre als Mamsell ewest un darop wörr se storben. Aber sei härre in Bronswiek en Hus ehät, un da wörre de Vader un de Mutter von estorben, da wörre dat Hus verkoft un da härr' se sik en kleinen Kasten maken laten un da härre se dat Geld ineda'n. Un in Bronswiek da härr se sik als Mäken von tein Jahren in en Burschen verleiwet hat, dat wörre 'n Offzier ewest; un ehr dä nu dat Geld nich härre, ehr könne se niche ruhn, un sau lange möste se hier wuten (spuken) gahn. Un da mott sik düsse Genderalsuperdente gliek hensetten un mott en Brief schrieben, wu de Verhältnisse wörren op 'er Staufenborg. Oern Namen schrift düsse Jumfer sülwest derunder un hät ok de Upschrift eschreben un hät den Breif wollt taumaken, da sleit de Klocke da twölwe un da mott se da weg. Un dat durt (dauert) hen bett de dridde Nacht, ehr düsse Offzier nu kümmt. De erste Nacht hat se an de Stubendör mit saune witte Kriete 'n Strich emaket, un de tweite Nacht hat se weer 'n Strich emaket un de dridde Nacht hat se weer einen emaket, un da kümmt se ter Dör rin un sett sik wedder up öre Stelle, un weil se da sitt, da röpt se dreimal: »Fränzchen! Fränzchen! Fränzchen!« Sau hät den Offzier sien Pärt eheeten, dat is en schlootewitten Schimmel ewest, damit is hei up en Hof eredden ekomen. Un wie sei taun driddenmale Fränzchen sägt, sau tritt dä Offzier ok all ter Dör erin. Un dä Offzier hat ne Lüchten in der Hand ehät un da gaht se mitenander hen na öre Schlapkamer; dä Kamerdör is tauschloten west, sau wie aber düsse schneiwitte Jumfer darvor komen is, is se upegahn. Da koomt se da up düsse Schlapkamer up, un da hat se da en einschläprig Bedde stahn, un da fat düsse schneiwitte Jumfer an düt Bedde un rücket dat da weg, nn da hät se da'n Gypsstücke ruter nomen un da hat düsse Offzier da Kisten Geld most ruter nehmen, un sei sägt da, nu könn hei mit den Gelle daun wat hei wolle, nu härr sei Ruhe, un teletzt sägt se noch »Gott sei gedankt!« Hei wickelt den Kasten in sienen Mantelsack un bindt den nu up dat Pärt, un da lät hei hernacher in Bronswiek utgahn, als hei wolle 'n paar dusend Daler Geld verleihen. Dei witte Jumfer awer hät seitdeme nich mehr ewutet.

Quellen: