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Die zwei Frauen und der Nachtjäger

  Schorbus

Es gingen einmal zwei Frauen des Weges durch die Haide. Plötzlich erhob sich ein Sturm und als das Rauschen des Windes sich in den nächsten Bäumen hören liess, begann die eine der beiden Frauen ängstlich zu stöhnen und zu wimmern. Das dauerte so ein Weilchen, so dass der anderen Frau ganz bange wurde; sie fragte wiederholt was denn ihre Begleiterin habe, erhielt aber keine Antwort.

Endlich, als der Sturm vorüber war, athmete die Frau auf und sagte, der Nachtjäger sei gekommen, sei neben ihr geritten und habe sein Pferd so nahe an sie herangetrieben, dass sie Furcht gehabt, es werde auf ihre Füsse treten. Auch die Hunde des Nachtjägers seien auf sie zugefahren und hätten sie beissen wollen. Erst wie der Wind vorübergezogen, sei auch der Nachtjäger davon geritten, begleitet von seinen Hunden.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880