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König Christian I. in Hamburg

(1461)

  Geschichtlich, von allen Chroniken erzählt. 
  Als König Johann 1481 die Erbhuldigung begehrte, erklärten die Hamburger „sie wollten 
  lieber ihren Kopf missen, als erbhuldigen,“ worauf der König nachgab. 
  Wilckens, Hamb. Ehrentempel S. 23. Zimmermann 330. 

Im Jahre 1461 zog König Christian I. von Dänemark, der erste aus dem Oldenburger Stamme, nachdem er auch in Schleswig und in Holstein als Herzog anerkannt war, nach Hamburg, damit die Hamburger ebenfalls ihn als ihren Landesherrn anerkennen und ihm den Eid der Huldigung schwören sollten. Welches denselben doch ganz und gar nicht einfiel. Der König kam mit großem Gefolge, mit dem Bischof Arnold von Lübeck, den Rittern und Junkern Ahlefeld, Rantzau, Poggwisch, Buchwald und Anderen. Der Rath und ein Ausschuß von 40 Bürgern empfing den König herrlich, und führte ihn aufs Rathhaus, allwo der Bischof den Vortrag that, und beiderseits etliche Stunden lang über das königliche Ansinnen hin und her tractiret wurde. Die Hamburger blieben aber fest auf ihrem guten Rechte bestehen und wichen keinen Finger breit davon ab, daß sie keines Herzogs oder Königs Unterthanen seien, folglich keinen Huldigung-Eid leisten könnten, und zwar um so weniger, als Hamburg eine kaiserliche und Reichs-Stadt zu sein das Glück habe; erboten sich aber gern dazu, den König als Grafen zu Holstein und Stormarn anzuerkennen, ihn als ihren Freund, Bundesgenossen und Schirmherrn anzunehmen, und sich zu ihm zu halten, wie sie sich zu seinem hochseligen Herrn Ohm Adolf, dem letzten Schauenburger Grafen von Holstein, gehalten hatten. Das schien dem Könige zu wenig, und so verging der Tag fruchtlos.

Ueber Nacht aber besann sich der König eines Bessern, und als die Herren andern Tages im Rathhause wieder zusammen kamen, erklärte er sich damit zufrieden. Worauf der worthaltende Bürgermeister, Herr Detlev Bremer, im Namen des Rathes und der 40 Bürger, wie in Vollmacht der ganzen städtischen Gemeine die feierliche Annehmungs-Formel aussprach, wogegen dann der König allen anwesenden Hamburgern die Hand schüttelte, und der Stadt Freiheiten und Privilegien bestätigte.

Versteht sich, daß E. E. Rath den König und seine Herren gar wohl regalirte, und Fleisch, Fisch, Bier und Wein, wie auch kostbares Silbergeschirr als Geschenk an Se. Majestät überbringen ließ.

Quelle: Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854