<<< zurück | Deutsche Sagen - Band 2 | weiter >>>

Die Eselswiese

  Spangenberg quernfurt. Chronik. S. 128. 131. 133,

Osterdonnerstags, nach gesprochenem Segen, ritt der heilige Bruno von seinem Bruder Gebhard weg, Willens, nach Preußen zur Bekehrung der Heiden zu ziehen. Als er nun auf den grünen Anger hart vor Quernfurt kam, wurde ihm das Maulthier oder der Esel stätig, wollte weder vor noch hinter sich, alles Schlagens, Peitschens und Spornens unerachtet.

Daraus schlossen Gebhard und andere, die ihn geleitet hatten: es wäre nicht Gottes Wille, daß er diesen Zug thue, und überredeten ihn so lange, bis er wieder mit aufs Schloß Quernfurt zog. Die Nacht aber überschlug der Heilige die Sache von neuem, gerieth in große Traurigkeit, und sein Herz hatte nicht Ruhe, bis er endlich den Zug doch unternahm, und in Preußen von den Heiden gefangen, gepeinigt und getödtet wurde, (im Jahr 1008 oder 1009.)

Auf der Stelle, wo damals das Thier ständig wurde, baute man nach seinem Tode ein Heilthum, genannt die Capell zu Eselstett auf den heutigen Tag; und man ertheilte da jeden Gründonnerstag sonderlichen Ablaß aus. Darum geschahen große Wallfahrten des Volkes auf die quernfurter Eselswiese, und in spätern Zeiten wurde ein Jahrmarkt daraus, dem von Sonnen - Auf- bis zu Sonnenniedergang eine lebendige Menge der umwohnenden Leute zuzuströmen pflegen.

Quellen: