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Das Rad im Mainzer Wappen

  Bange thür. Chr. Bl. 38b
  Thomas Lirer. Th. II

Im Jahr 1009 wurde Willegis, ein frommer und gelehrter Mann, zum Bischof von Mainz gewählt; er war aber von geringer, armer Herkunft, und sein Vater ein Wagnersmann gewesen. Deß haßten ihn die adlichen Thumherrn und Stiftsgenossen, nahmen Kreide und mahleten ihm verdrießweise Räder an die Wände und Thüren seines Schlosses; gedachten ihm damit eine Schmach zu thun.

Als der fromme Bischof ihren Spott vernahm, da hieß er einen Mahler rufen; dem befahl er, mit guter Farbe in alle seine Gemächer weiße Räder in rothe Felder zu mahlen, und ließ dazu setzen einen Reim, der sagte: „Willegis, Willegis, denk woher du kommen sis.“ Daher rührt, daß seit der Zeit alle Bischöfe zu Mainz weiße Räder im rothen Schild führen.

Andere fügen hinzu, Willegis habe, von Demüthigkeit wegen, ein hölzernes Pflugrad stets an seiner Bettstätte hangen gehabt.

Quellen: