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Der lombardische Spielmann

Als Carl vorhatte, den König Desiderius mit Krieg zu überziehen, kam ein lombardischer Spielmann zu den Franken, und sang ein Lied folgendes Inhalts: „welchen Lohn wird der empfangen, der Carl in das Land Italien führt? auf Wegen, wo kein Spieß gegen ihn aufgehoben, kein Schild zurückgestoßen, und keiner seiner Leute verletzt werden soll?“

Als das Carl zu Ohren kam, berief er den Mann zu sich, und versprach ihm alles, was er fordern würde, nach erlangtem Sieg zu gewähren.

Das Heer wurde zusammen berufen, und der Spielmann mußte vorausgehen. Er wich aber aus allen Straßen und Wegen, und leitete den König über den Rand eines Berges, wo es bis auf heutigen Tag noch heißt: der Frankenweg.

Wie sie von diesem Berg niederstiegen in die gavenische Ebene, sammelten sie sich schnell, und fielen den Longobarden unerwarteter Weise in den Rücken; Desiderius floh nach Pavia, und die Franken überströmten das ganze Land.

Der Spielmann aber kam vor den König Carl, und ermahnte ihn seines Versprechens. Der König sprach: „fordre, was du willst!“ Darauf antwortete er: „ich will auf einen dieser Berge steigen, und stark in mein Horn blasen; so weit der Schall gehört werden mag, das Land verleihe mir zum Lohn meiner Verdienste mit Männern und Weibern, die darin sind.“

Carl sprach: „es geschehe, wie du gesagt hast.“ Der Spielmann neigte sich, stieg sogleich auf den Berg und blies; stieg sodann herab, ging durch Dörfer und Felder, und wen er fand, fragte er: „hast du Horn blasen hören? Und wer nun antwortete: „ja, ich Habs gehört,“ dem versetzte er eine Maulschelle, mit den Worten: du bist mein Eigen.

So verlieh ihm Carl das Land, so weit man sein Blasen hatte hören können; der Spielmann, so lange er lebte, und seine Nachkommen besaßen es ruhig, und bis auf heutigen Tag heißen die Einwohner dieses Landes: die zusammengeblasenen (transcornati)

Quellen: