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Des Hackelnberg Traum

  Otmar S. 249. 250

Hans von Hackelnberg war braunschweigischer Oberjägermeister und ein gewaltiger Weidmann. Einer Nacht hatte er auf der Harzburg einen schweren Traum; es däuchte ihm, als ob er mit einem furchtbaren Eber känpfe, der ihn nach langem Streit zuletzt besiegte. Diesen Traum konnte er gar nicht aus den Gedanken wieder los werden.

Einige Zeit darnach stieß er im Vorharz wirklich auf einen Eber, dem im Traum gesehenen ähnlich. Er griff ihn an; der Kampf blieb lang unentschieden; endlich gewann Hans und streckte den Feind zu Boden nieder.

Froh, als er ihn so zu einen Füßen erblickte, stieß er mit dem Fuß nach den schrecklichen Hauern des Ebers und rief aus: „du sollst es mir noch nicht thun!„ Aber er hatte mit solcher Gewalt gestoßen, daß der scharfe Zahn den Stiefel durchdrang und den Fuß verwundete. Erst achtete Hackelnberg der Wunde nicht und setzte die Jagd fort. Bei seiner Zurückkunft aber war der Fuß schon so geschwollen, daß der Stiefel vom Bein getrennt werden mußte.

Er eilte nach Wolfenbüttel zurück; die Erschütterung des Wagens wirkte so schädlich, daß er mit genauer Mühe das Hospital zu Wülperode erreichte und bald daselbst starb. Auf seinem Grabe liegt ein Stein, der einen geharnischten Ritter auf einem Maulthier vorstellt.

Quellen: