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Die tapfere Frau zu Lucka

  S. Altenb. Kirchengalerie Lief. 62 S. 360.

Nach der Schlacht bei Lucka, welche bekanntlich die Kaiserlichen unter Philipp’s von Nassau Anführung am 31. Mai 1307 so jämmerlich bei dieser Stadt, welche davon noch heute den Namen der Streitstadt führt, verloren, hat eine Frau, welche die alte Churbauchin hieß, im Backofen ihres am Steinberg gelegenen Hauses fünf Schwaben versteckt und versperrte sie darin oder erstach sie mit einer Ofengabel. Zur Belohnung erhielt davon jenes Haus die volle Backgerechtigkeit, welche es noch bis auf den heutigen Tag besitzt. Es soll diese Begebenheit aber in der Kirche zu Lucka abconterfeit gewesen sei.

Nach einer andern Sage ist dies aber vor und nicht nach der Schlacht geschehen und zwar erzählt man, das Weib habe, als die Schwaben sich nach Beute in die Häuser zerstreut hatten, als sie gefraget wurde, wo sie ihr Geld habe, einen nach dem andern in ihre Kammer geführt, den Kasten aufgeschlossen und gesagt, darin liege ihr Geld, sie könne aber vor Mattigkeit das kleine Lädlein nicht aus dem Kasten heben. Wenn nun der Schwabe sich in den Kasten gebückt, habe sie ihm mit einem Rockensteckel, daran unten anstatt des Hütschleins ein Stock gewesen, eilends einen Streich gegeben, daß er niedergesunken sei. Vielleicht geschah dies aber 1297, wo Kaiser Adolf von Nassau Lucka belagerte und in der Nähe auch eine Schlacht vorfiel.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 396