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Das Blutbad auf dem alten Schlosse zu Plauen

  S. Köhler, Aberglauben und Sagen im Voigtlande S. 637.

Als die Hussiten sich der Stadt Plauen näherten, flohen alle Bürger auf das alte feste Schloß, weil sie sich dort oben sicher fühlten. Und in der That gelang es auch den anstürmenden Feinden nicht, dasselbe einzunehmen.

Da bestach der Anführer – es soll Procop gewesen sein – den Thürhüter des Schlosses und versprach ihm einen Hut voll Ducaten, wenn er die Pforte öffnen würde. Der Hüter ging auch darauf ein, als aber die Hussiten eindrangen, wurde ihm statt des Hutes voll Ducaten von den Feinden der Kopf abgeschlagen.

Die Hussiten richteten nun in der Burg ein schreckliches Blutbad an, Keiner sollte ihren Schwertern entrinnen und das Blut floß in Strömen beim untern Thurme herab. Nur zwei Bürger, welche sich in dem Brunnen versteckt hatten, kamen mit dem Leben davon, der eine hieß Loth, der andere Pfund.

Als nun die Feinde abgezogen waren, kamen sie hervor und einer redete den andern an: „Nun, Löthele, bist Du denn auch noch da?“ „Ja, Pfründele,“ sagte der andere. Darauf sind diese Namen, Löthele und Pfründele den Familien geblieben und noch in diesem Jahrhundert haben Leute, welche diesen Namen führten, in Plauen gelebt.1)

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 52


1)
Die Einnahme des Schlosses zu Plauen durch Verrätherei soll zu Anfang des Jahres 1436 stattgefunden haben. Nach einer andern Ueberlieferung hätten sich aber drei Bürger gerettet, nämlich zwei Pfündel und ein Gering (s. Fickenwirth, Chronik v. Lengefeld. S. 176).