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Das Brautwehr bei Leipzig

  Mündlich. 
  Novell. beh. v. Backhaus, a. a. O. S. 74 sq.

Wenn man auf der Elster von Lindenau nach der Stadt Leipzig zu fährt, befindet sich ein Stückchen über die heilige Brücke hinaus ein steinernes Wehr und ganz in der Nähe desselben die sogenannte Preußerwiese, zu der ein kleiner Steg führt; jenes Wehr nennt man das Brautwehr.

Hier soll einst kurz nach dem 30jährigen Kriege ein junges Ehepaar, das in Lindenau seine Hochzeit gefeiert hatte und zu Wasser auf diesem Wege nach Leipzig zurückkehrte, samt dem Schiffer, der sie führte, verunglückt sein.

Man kann beide Unglückliche noch heute in Stein ausgehauen an der Johanniskirche sehen, das Volk aber erzählt sich, daß seit jenem Tage alljährlich an dem Unglücksabend auf dem Wasser zwei wunderschöne Wasserrosen emporblühen und von Morgen bis zum Abend ihren lieblichen Duft verbreiten, um für alle Zeiten an jene Stelle zu erinnern, wo jenes unselige Ereigniß stattfand.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 375