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Der Drache zu Nickeritz und der Kobold zu Pausitz bei Jahnishausen

  S. v. Weber, Aus vier Jahrhund. N. F. Bd. II. S. 346 etc.

Im November 1674 haben die Eheleute Hans Buckerdt und seine Frau aus Nickeritz bei den Gerichten zu Jahnishausen sich beklagt, daß ihre Nachbarn sie beschuldigten, sie hätten den Drachen, und daß sie eines Morgens hätten ihm eine zu heiße Suppe vorgesetzt, darüber sey er böse geworden, habe das Haus angesteckt und sey dann in Gestalt eines hellen Scheines fortgeflogen.

Zu Pausitz bei Riesa hat sich um 1696 ein Kobold aufgehalten, der in dem Hause des Viertelhüfners Hans Preußiger vielerlei Unfug verübte. Er verschleppte Lebensmittel und Wäsche aus dem Hause und versteckte sie an verschiedenen Orten, Butter ballte er zu Klumpen und vergrub sie unter die Spreu, Mehl- und Getreidesäcke stürzte er um, wenn gebacken werden sollte, verdarb er den Sauerteig durch Erde und Spreu, in der Küche füllte er die Kochtöpfe am Feuer mit Kohlen und Asche, verunreinigte die Speisen und Trinkgeschirre aufs Eckelhafteste, machte unsichtbar die Thüren auf und zu, riß in der Nacht den Frauen die Betten und Hemden vom Leibe, nur gegen die 13jährige Tochter Preußigers benahm er sich besser, ja er sagte ihr, eine frühere Kinderfrau eines Herrn von Plötz, die Dörschnitzer Anna, habe ihn in einem Korbe ins Haus gebracht.

Er saß zuweilen in der Ofenhölle in einem weißen Hemde, das am Halse und Aermeln mit rothen Bändern geschmückt war, hatte graue neue Strümpfe und alte Schuhe an, sein mit großen Glotzaugen und im Genicke mit einen Busch gelber Haare besetzter Kopf hing hinten über. Er schenkte dem Kinde neue Spindeln und schöne Birnen, als er aber einmal aus einem Milchasch getrunken hatte und dieser deshalb eingeschlossen ward, stach er die Kühe mit einer Mistgabel in die Beine. Von einem Herrn von Carlowitz mit Prügeln bedroht, verschwand er endlich.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 84