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Warum die Familie derer von Bünau nur drei bestimmte Taufnamen führt und woher ihr Wappen rührt

  König, Sächs. Adelshist. Bd. II. S. 211. 
  Peccenstein Theatr. Sax. I. S. 50. 
  Sachsengrün II. Jahrg. 1801. S. 50.

Zur Zeit als das Faustrecht die Deutschen Gauen unsicher machte, fanden sich doch auch Ritter, welche diesem Unwesen zu steuern suchten. Einer dieser wackern Ritter, welcher sich auf einer Aue angesiedelt hatte, focht tapfer gegen die Wegelagerer und da die Spitze seiner Lanze nie ihr Ziel verfehlte und tödtlich stach, so pflegte man zu sagen, der Ritter auf der Aue steche wie eine Biene, woraus man den Namen Bienaue zog, der sich später in Bünau umformte.

Die Familie der Bünau’s war in ihren Seitenlinien so zahlreich geworden, daß allein in der Schlacht am weißen Berge 200 Bünauische Ritter gefallen sein sollen.1) In Folge davon starb aber auch das Geschlecht bis auf drei Glieder aus, welche die Namen Günther, Heinrich und Rudolph führten. Diese drei gelobten nun, daß künftig jeder neu entstehende Sproß einen dieser Namen führen solle, und so ist es auch geblieben.

Man erzählt nun, daß ein Heinrich von Bünau, welcher als Erzbischoff und Churfürst von Mainz einst eine Kaiserkrönung vollzogen hatte, von dem Kaiser Konrad III. die Erlaubniß erhielt, dem Wappen seiner Familie statt des zweiten Helmes den Kurhut aufsetzen, den Nachkommen seines Stammes nur die Führung der Namen: Günther, Heinrich oder Rudolph erlauben und das Geld, welches er durch die Verwaltung seines Bisthums erworben, den Seinen vererben zu dürfen. (Seitdem ist das Bünau’sche Wappen ein vierfach getheilter Schild, der in zwei Abtheilungen viereckig markirte Felder, in den andern zwei Löwenköpfe über einer Lilie erhält, der Kurhut mit zwei Pfauenfedern und ein Helm mit zwei aufstrebenden Flügeln geschmückt stehen auf der obern Kante des Schildes.) Dies habe der Kaiser bewilligt, und aus dem Gelde, das sich auf etliche Tonnen Goldes belaufen, seien acht Stammhäuser der Familie, zwei in Böhmen, zwei in Meißen, zwei in Thüringen und zwei im Voigtlande angekauft worden.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 64


1)
Anmerkung Sagenwiki: In einer anderen Quelle ist hier von den Hussitenkriegen die Rede.