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Der Freijäger zu Herrengosserstädt

  S.G. Hesekiel, Frau Schatz Regine. Berlin 1864. Bd. I. S. 199.

Gegen das Ende des 16. Jahrhunderts ist ein gewisser Claus Jäger gewesen bei den edlen Marschällen in Thüringen zu Herrengosserstädt; der ist dereinst auf die Springwiese hinter Eckartsberga gegangen und hat drei Mal auf ein Reh geschossen, es aber drei Mal gefehlt. Zornig darüber ging er heimwärts. Da begegnete ihm am Pfaffenborn ein unbekannter Mann, der wie ein Jägersmann gekleidet war und eine graue Mütze trug. Der spottete über den ungeschickten Schützen und fragte ihn endlich, ob er ihn lehren solle, alle Tage drei sichere Schüsse zu thun. Das war dem jungen Claus willkommen und er sagte, daß er Alles thun wolle, was der Fremde von ihm verlange. Da gab der ihm eine Wurzel und befahl ihm, damit drei Schüsse zu thun. Da that der junge Claus drei Schüsse, den ersten nach der Sonne, den zweiten gerade in die Höhe nach dem lieben Gott, den dritten nach einem steinernen Kreuz, das am Pfaffenborn stand. Von dem Tage an trug der junge Claus die Wurzel bei sich und hatte alle Tage drei sichere Schüsse, nicht mehr, aber er kam dadurch zu gewaltigem Ansehen im Lande, bis er eines Morgens erschlagen gefunden ward am Pfaffenborn auf der Springwiese.

Quellen: