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Hans von Hackelberg der wilde Jäger

  Nach Otmar S. 247 etc.

Hans von Hackelberg, herzoglich braunschweigischer Oberjägermeister in der Mitte des 16. Jahrhunderts, lebte buchstäblich nur für die Jagd. Um seine Leidenschaft zu befriedigen, kaufte oder pachtete er mehrere benachbarte Jagden und so durchzog er mit seinem Gefolge und seiner großen Meute Hunde Felder und Gehölze und die Vorgebirge des Harzes Jahr aus Jahr ein bei Tag und Nacht. Einst übernachtete er in Harzburg. Da sah er im Traum einen furchtbaren Eber, der ihn nach langem Kampfe überwand. Als er erwachte, stand das schreckliche Traumbild ihm immer noch vor Augen und keine Vorstellung konnte den Eber ganz verwischen, wenn er auch selbst über seinen Traum lachte. Einige Tage nachher traf er wirklich im Vorharze einen gewaltigen Eber, ganz dem ähnlich, den er im Traume gesehen hatte, an Farbe, an aufsträubenden Borsten, an Größe und an Länge der Fänger. Mit Wildheit, Wuth und Kraft von beiden Seiten begann der Kampf, der lange unentschieden blieb. Seiner Gewandtheit verdankte jedoch Hans von Hackelberg den Sieg und er streckte seinen furchtbaren Feind glücklich nieder. Als er ihn zu seinen Füßen liegen sah, weidete er seine Augen eine Zeitlang an dem Anblick und dann stieß er mit dem Fuß nach seinen schrecklichen Hauern mit dem Ausruf: »Du sollst es mir auch noch nicht thun!« Allein er stieß mit solcher Gewalt, daß der eine der scharfen Zähne den Stiefel durchdrang und ihn am Fuße verwundete.

Anfangs achtete er die Wunde wenig und setzte die Jagd fort, bis es Nacht wurde. Bei seiner Zurückkunft war aber der Fuß schon so angeschwollen, daß der Stiefel abgetrennt werden mußte. Aus Mangel eines sorgsamen Verbandes verschlimmerte sich aber die Wunde in einigen Tagen so, daß er nach Wolfenbüttel zurückeilte, um Hilfe zu suchen. Aber jede Erschütterung des Wagens war ihm unerträglich und nur mit Mühe erreichte er das Hospital bei Wulperode, einem Amtsdorf nahe bei Hornburg und an der Grenze des Herzogthums Braunschweig gelegen. Seine Asche deckt auf dem dortigen Kirchhofe ein Stein, worauf ein völlig geharnischter Ritter auf einem Maulthiere abgebildet ist. Sonst bewunderten Durchreisende in Wulperode die dort aufgehangene schwere ritterliche Rüstung des Hans von Hackelberg, jetzt ist nur noch der Helm dort zu sehen, alles übrige von der Rüstung ist nach Deersheim gekommen, warum, weiß man nicht.

Quellen: