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Schätze der Luchsburg

  Ludwig Bechstein

Von keinem der felsengekrönten Hochgipfel des Fichtelgebirges, die fast alle Ritterburgen trugen, welche nun in Trümmern liegen, gehen mehr Schätze- und Schatzgräbersagen, als von der Luchsburg, Lugsburg, Luxburg, Loosburg – über dem Alexanderbade bei Wunsiedel. Unter einer großen Stufe im verfallenen Keller liegt ein ungeheurer Schatz in einem kupfernen Kessel, der eine Elle hoch und eine Elle breit ist; der ist voll gemünzter Goldgulden. Auf dem Kessel steht ein kupfernes Gefäß, das umschließt eine goldene Königskrone, die mit den größten Perlen und wertvollsten Edelsteinen geschmückt ist. Die Raubritter, die einst in dieser Burg hausten und das Gebirge beherrschten, trugen diesen Schatz zusammen, bargen und versetzten ihn so, daß er nicht gefunden werden kann. Die Krone nahmen sie einem Könige und machten sie unsichtbar. Nur durch ein Mönchlein von zwerghaftem Wuchs in schwarzer Kutte, einäugig und hinkend, kann die Krone in der Luchsburg und der Goldkessel dereinst gefunden und der Schatz gehoben werden, und dies kann nur am Feste Epiphanias, dem goldenen oder Trinitatissonntag, an welchem sich das Mönchlein Sonntagskindern sehen läßt, durch ein golden Sonntagskind geschehen. Unzähligemal haben Schatzgräber und Bergleute die Klüfte unter der Luchsburg durchwühlt, aber ganz vergebens.

Seit Königin Luise von Preußen im Anfang des vorigen Jahrhunderts die Luchsburg besucht hat, wird sie von dem Volke die Luisenburg genannt. Alljährlich veranstalten die Bewohner des Städtchens Wunsiedel Volksschauspiele, die des Berges Sagen und Geschichten anmutig darstellen.

Quelle: Sagen und Geschichten aus deutschen Gauen, Verschiedene Autoren,