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Die Teldau

Die ganze Gegend um die Mündung der Sude längs der Elbe ist niedrig und eben, aber außerordentlich fruchtbar. Die Arbeit der Bewohner war aber immer vergebens, denn wenn die Elbe durch das Schmelzen des Schnees anschwoll, so stieg die Sude auch. Beide traten über ihre Ufer und das Wasser zerstörte die Saaten. Um dieser Zerstörung vorzubeugen, mussten Erddämme oder Deiche aufgeführt werden, die viel Geld und Arbeit kosteten. Ein solches Stück Land, das von Deichen eingeschlossen ist, heißt die Teldau. Der Name soll auf folgende Weise entstanden sein.

Als die Mühe und Arbeit der Bewohner jenes Landstriches noch ungeschützt vor dem Wasser war, lebte in Blücher ein Pastor, der sehr reich war. Er starb und sein Reichtum fiel an seine beiden Töchter. Diesen ging die Not der vom Wasser oft heimgesuchten Bewohner zu Herzen. Die eine von ihnen beschloss, ihr Geld zum Bau eines Deiches herzugeben. Das Aufwerfen des Dammes begann nnd die Arbeiter erhielten ihren Lohn von der Pastorentochter ausbezahlt. Einst, als sie wieder Arbeitslohn austeilte, erkannte sie zu ihrem Schrecken, dass sie mit ihrem Geld nicht ausreichen würde. Sie rief ihrer Schwester zu: »Tell tau!« (Zahle zu!) Daraus ist später Teldau geworden.

Quelle: Oskar Ebermann, Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten, Verlag Hegel & Schade, Leipzig