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Seltsame Geschehnisse beim Tode des Herrn von Stradow

  Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche

Der frühere Besitzer von Stradow, welcher ungefähr vor siebenzig Jahren gestorben ist, soll ein böser, roher Mensch gewesen sein. Seinem Leben hatte er durch Gift ein Ende gemacht. Um diese Zeit und um dieselbe Stunde, als er mit dem Tode rang, waren drei bis vier Mägde mit dem Melken der Kühe im Kuhstall beschäftigt. Als die Mägde auf ihren Schemeln saßen und bei der Arbeit waren, erhob sich im Stall ein furchtbarer Sturm, so daß die Kühe zitterten und vor Angst brüllten. Die Balken des Stalles krachten, es schien, als ob das Dach jeden Augenblick einstürzen werde. Erschreckt sprangen die Mägde auf und flüchteten nach der Thür, um ihr Leben zu retten. Darauf geschah ein furchtbarer Krach. Die Mägde wurden mit Gewalt zur offenen Thür hinausgeworfen. Kaum waren sie im Freien, so brachte man die Kunde, der Herr sei soeben verschieden.

Quellen: