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Eine Hexe macht das Vieh krank

  Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche

Bei einem Bauer in Saspow kam oft eine graue Katze in den Stall. Jedes Mal, wenn dies geschehen war, wurde das Vieh im Stalle krank, so dass etliche Stück todtgeschlagen werden mussten. Die Leute wandten alle mögliche Mühe an, um ihr Vieh zu erhalten, aber es half nichts.

Da gingen sie zum Scharfrichter nach Spremberg. Der aber konnte mehr als Brod essen. Sie klagten ihm ihre Noth. Der Scharfrichter kam nach Saspow. Er ging in den Stall und grub darin mehrere Löcher, in welche er Zaubermittel legte. Dann machte er vor die Thürschwelle ein Loch, worin er noch etwas vergrub. Darauf sagte er den Leuten, sie sollten nichts Fremdes in den Stall lassen, weder Menschen noch Thiere, möge kommen, was da wolle. Darauf fuhr er wieder nach Spremberg.

Am andern Abend, als man im Stalle die Kühe molk, kam eine graue Katze, welche, da die Thür nicht fest zugemacht war, schnell über die Schwelle sprang. Der Mann nahm einen Knittel und schlug nach der Katze, aber es gelang ihm nicht, sie zu treffen. Darauf nahm er eine Düngergabel und stach damit die Katze in den Hals, dass sie schrie. Das Thier sprang wüthend zu einem Loche des Stalles hinaus ins Freie. Der Mann lief ihr zwar nach, aber er konnte sie nicht mehr fassen.

Den andern Tag hatte eine Frau, welche nicht weit von dem Bauer wohnte, mehrere Löcher in dem Halse. Jetzt wusste das ganze Dorf, wer die Hexe war. Die Frau behielt, so lange sie lebte, einen schlimmen Hals.

Quellen: