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Die Sage von den Schlangen im Spreewald

Im Spreewald sind früher soviel Schlangen gewesen, dass sie zur Landplage wurden. Die Leute haben sich zwar alle mögliche Mühe gegeben, dieselben zu vertreiben, aber nichts hatte dagegen geholfen.

Da ist ein Mann zu ihnen gekommen, der hat gesagt: „Ich will die Schlangen vertreiben, aber nicht eher, als am ersten Mai.“ Darauf haben die Leute eine große Grube gegraben und quer über die Grube ein Brett legen müssen.

Als der erste Mai gekommen war, da sagte der Mann zu dem ganzen Volke, das sich versammelt hatte: „Aus allen Himmelsgegenden werden Schlangen mit ihren Königen kommen. Sobald ich meine Zauberei beginne, werden sie auf mich losschießen, dabei aber werden sie in die Grube fallen. Es kann nun sein, dass ich dabei auch hineinfalle. Geschieht dies, so muss ich sterben. Werft aber, wenn ich in der Grube bin, sogleich Erde hinein, damit mich die Schlangen nicht so sehr beißen.“

Als der Mann so gesprochen hatte, gingen die Bauern auf ein großes Gerüst, welches sie erbaut hatten, um das Schauspiel mit anzusehen. Der Mann trat auf das Brett, welches über die Grube gelegt war, nahm seine Flöte und blies darauf eine wunderschöne Melodie. Dann neigte er sich dreimal nach allen Himmelsgegenden und blies wieder auf seiner Flöte.

Plötzlich ließ sich ein seltsames Rauschen in der Luft hören. Dann kamen eine große Menge von Schlangen aus allen Himmelsgegenden herbei. Voran waren die Schlangenkönige, mit goldenen Kronen und großer Pracht. Es war ein Gefunkel, wie die Leute noch nie gesehen hatten. Alles glänzte von Gold und Edelsteinen. Die Schlangen schossen auf den Mann zu, verfehlten aber und fielen in die Grube. Aber die eine oder andere von den Schlangen muss ihn doch erreicht haben, denn plötzlich schrie der Mann auf und sank in die Grube. Da liefen die Leute eilig mit Schippen und Spaten herbei, warfen die Grube zu und verschütteten alle Schlangen samt dem Manne.

Seit dieser Zeit sind die Schlangen aus dem Spreewald verschwunden.

Quellen: