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Wirth am Berg

Wundersam erzählt die Sage den Ursprung des hohen königlichen Hauses Wirtemberg. Wie der alte Barbarossa nahe dem Kiffhäuser seine Rothenburg hatte, deren Trümmer noch steht, so war auch im Lande Schwaben ein Rothenberg und in dessen Nähe hielt der Kaiser Hofhalt mit seiner Prinzessin und seinen Wappnern. Da geschah es, daß die Prinzessin einen Dienstmann liebgewann, und er sie entführte, und harreten verborgen, bis der Kaiser hinweg gezogen war, dann baueten sie sich an am Berge, wie jener Grafensohn im Lahngau, der mit einer nicht ebenbürtigen Maid eine Mißheirath eingegangen war und wirthschafteten am Bergesfuß und der Kaiser konnte nimmer erfahren, wohin sein Kind gekommen.

Da er nun nach Jahr und Tag wieder in selbe Gegend kam, kehrte er ein bei dem Wirth am Berge, und der Tochter bebte das Herz, doch hielt sie sich unerkannt, bereitete aber des Kaisers Lieblingsspeise, die er so lange entbehrt, und die Niemand weiter gerade so zu bereiten verstand, wie sie. Da ward es dem Rothbart weh ums Herz und gedachte mit neuem Schmerz der entschwundenen Tochter, und meinte, sie müsse da sein, nur sie könne das Essen also bereitet haben, und rief aus: ach, wo ist denn meine liebe Tochter? – Da sind ihm die Uebelthäter aus Liebe flehend zu Füßen gefallen, daß er ihnen verzeihe, und ging es gerade wie bei Karl dem Großen und Eginhard und Emma, von denen ganz dieselbe Sage geht; der Kaiser war froh, daß er die Tochter am Leben fand, und verzieh. Schenkte dann seinem Schwiegersohn den ganzen Rothenberg, erhob ihn zu einem hohen Grafen, doch solle er den Namen Wirt am berg fortführen. Da erbaute der Wirt am berg auf den Berggipfel hinauf eine stattliche Veste und ward der Urheber des wirtembergischen Stammes.

Quellen: