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Sibyllenhöhle

Am Burgberge des alten Schlosses Teck, welches ein Stammsitz war der alten würtembergischen Herrscher, findet sich eine Felshöhle, welche die Leute das Sibyllenloch nennen und sagen, daß vor Zeiten eine der alten berühmten Sibyllen ihre Wohnung darin gehabt und geweissagt habe. Auch soll in der Höhle ein großer Schatz ruhen, und von einem schwarzen Hunde bewacht werden, gerade wie dort bei Eisenach in der verfluchten Jungferhöhle . Nicht selten nennt die Sage geisterhafte Baum- und Höhlenbewohnerinnen Sibyllen, wie die zu Eiserdort bei Glatz und läßt sie weissagen, jedenfalls ein Nachhall allrunischer Zauberfrauen aus grauer Vorzeit, und erst durch die Sibyllenbücher entstanden.

Den Schatz in der Sibyllenhöhle am Berge Teck wollten im schmalkaldischen Kriege einige spanische Soldaten heben, die davon gehört, und waren diese Soldaten insgemein große Schatzfreunde. „Sie bekamen aber für ihre Mühe einen sehr schlechten Lohn,“ berichtet treuherzig die alte Ueberlieferung, verschweigt aber, worin außer zerfetzten Kleidern und blauen Flecken selbiger Lohn bestanden.

Die Sibyllenhöhle soll bis herab nach Owen sich erstrecken, und hinein in das Erbbegräbniß der alten Herzoge von Teck. Eine zweite Höhle an der Teck (die Teck heißt der Berg), von weniger alterthümlichem und poetischem Rufe ist das Frena Bruklins-Loch, darin auch vor Zeiten eine Frau gewohnt haben soll, und zwar mit zwei Kindern, lange Zeit. – Man zeigt auch noch die Wagenspur der Sibylle, und nennt sie Sibyllenfahrt; alles Feld, darüber sie fuhr, bleibt vierzehn Tage länger grün, als das übrige Land.

Quellen: