Die Pest von Stolzenhain

Vor vielen Hundert Jahren soll auf der Anhöhe westlich des Krippenbachgrunds eine blühende Ortschaft gelegen haben, die nach einem schweren Schicksalsschlag wie vom Erdboden verschwand. Die Legende besagt, dass einst, vermutlich zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, der Fährmann von Schmilka spätabends noch einen unheimlichen Fremden in welscher Tracht über die Elbe setzte. Er trug schwarze Gewänder und hatte ein graugelbes Gesicht und abgemagerte, knochige Hände. Am anderen Ufer warf der Fremde dem Fährmann ein Goldstück zu und verschwand in der Dunkelheit. Völlig lautlos schritt er über Kiesel, nicht einmal das Gras bog sich unter seinen Füßen. Am nächsten Tag brach in den Dörfern im Zschirnsteingebiet die Pest aus. Am schwersten betroffen war Stolzenhain. Nach wenigen Tagen lebte im Ort niemand mehr – bis auf den Dorflehrer und einige Schulkinder. Doch auch sie raffte die Seuche schließlich hinweg.

Der verwaiste Ort wurde nie mehr besiedelt und verfiel mit der Zeit. Bald wuchs auf der Lichtung wieder dichter Wald. Er geriet jedoch nie ganz in Vergessenheit, denn in den umliegenden Dörfern kennen einige Leute die Geschichte von Stolzenhain bis heute. Waldarbeiter, so wird gemunkelt, hätten vor langer Zeit ein paar Mauerreste der Siedlung im Busch gefunden. Der Ort ist sogar in Wanderkarten der Region verzeichnet. Es heißt auch, dass in der Gegend alle hundert Jahre nachts im Wald der Gesang von Kindern zu hören ist.

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