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Kätzchen unter der Bütte

Ein Lehrjunge kehrte spät von einem Trinkgelage zu seines Meisters Haus zurück und fand auf der Straße ein artiges, kleines, schwarzes Kätzchen. Das nahm er auf und trug es mit sich nach Hause, wo er es unter eine Bütte ohne Ohren setzte. Wollen sie das Tierchen morgen behalten, dachte er bei sich selbst, dann können sie es tun; wenn nicht, dann lasse ich es wieder laufen. Am nächsten Morgen kam er zu der Bütte zurück und hob sie auf, um das Kätzchen seinem Meister zu zeigen. Aber wie erschrak er, als er nicht mehr das Kätzchen, sondern ein steinaltes kleines Weib unter der Bütte fand.

Das schrie ihm zu: »Du wirst mich diesen Abend auf dieselbe Stelle zurückbringen, von wo du mich geholt hast, und tust du das nicht, dann breche ich dir den Hals.«

Voll Angst lief der Bursche zu dem Meister, erzählte dem die ganze Sache und der schickte ihn zum Pfarrer. Dieser dachte lange nach, was da wohl zu machen wäre, und sprach endlich: »Es bleibt kein anderer Rat, als dass du tust, was das Weib dir befohlen hat.«

Dazu war der Bursche aber zu bange und er konnte erst seinen Willen darein geben, nachdem der Pfarrer ihm gedroht hatte, das Weib werde ihm den Nacken brechen, und versprochen, dass er ihn begleiten wolle. In dem Letzten hielt der Pastor auch sein Wort. Er kam abends zu dem Burschen und ging mit ihm zur Bütte. Als die aufgehoben wurde, saß das Kätzchen vom vorigen Abend wieder darunter. Der Bursche nahm es auf und ging dem Ort zu, wo er es gefunden hatte. Der Pfarrer folgte. Je weiter sie aber kamen, umso schwerer wurde das Kätzchen. Das ging so lange fort, bis dem Burschen der blutige Schweiß vom Leib herunterlief. Als sie endlich an der Stelle angekommen waren, wo das Kätzchen am vergangenen Abend saß, da warf der Bursche es nieder, so hart er konnte. Fallen sah er es zwar nicht, doch bekam er von unsichtbarer Hand einen so fürchterlichen Schlag, dass er ohnmächtig zusammenstürzte.

Quellen: