<<< vorherige Sage | Deutsche Märchen und Sagen | nächste Sage >>>

Weiße Frau zu Stammheim

Zu Stammheim wohnten im 13. Jahrhundert zwei Ritter, deren einer Herr Günther hieß und der andere Herr Hugo. Einst, während Günther im Heiligen Land für den Glauben kämpfte, hatte die Kindermagd dessen beide Knaben nachts in den Hof geführt, damit sie einem natürlichen Bedürfnisse genügten. Während sie aber so neben den Kleinen stand, sah sie plötzlich eine Frau in schneeweißem Kleid und mit leichenblassem Antlitz, die über die Torschwelle hin auf die Kinder schaute, dann schweigend sich umwandte und ebenso durch Herrn Hugos Tor ihre Blicke sandte, und zuletzt von da auch weg und dem Kirchhof zuging, wo sie verschwand. Einige Tage nachher erkrankte das ältere Söhnchen Günthers und sprach alsbald: »Nach sieben Tagen muss ich sterben. Sieben Tage später stirbt meine Schwester Divina und abermals nach sieben Tagen mein jüngstes Schwesterchen.«

Und so geschah es auch und es ging noch weiter, denn nachdem die Kinder tot waren, folgte ihnen die Mutter und endlich auch die Magd.

Zur selben Zeit ungefähr verschied auch Herr Hugo nebst seinem Sohn.

Quellen: