Der Roßberg

Nideggen schräg gegenüber liegt auf der anderen Rurseite der tannengekrönte Roßberg, der trotzig und düster sein Haupt zum Himmel erhebt. In stürmischen Nächten, besonders vor heiligen Tagen, umtobt seine Gipfel die wilde Jagd, die manchen friedlichen Wanderer mit Grausen erfüllt hat.

So kam auch eines Abends ein Nidegger über den Roßberg. Da stürmte in der nächtlichen Stille plötzlich das wilde Geisterheer dahin. Erschreckt fuhr er zusammen, als neben ihm aus dem Gezweig der Bäume Knochen herabfielen. Beim Weitereilen fiel ihm ein, daß er sein Glück hätte begründen können; denn oft hatte man ihm erzählt, daß sich die Knochen in Gold verwandelten. In freudiger Erwartung kehrte er um, fand aber zu seinem Bedauern nichts mehr vor.

Vom Roßberge erzählte man viel, daß dort in der wilden Jagd mit Knochen geworfen werde. Auch sah man da an einer Stelle zu gewissen Zeiten ein Feuerchen brennen, um das sich eine kleine Gestalt hin- und herbewegte. Keiner fand den Mut, den vergrabenen Schatz, der dort in dem Feuer zum Vorschein kam, zu heben.

Quellen: Heinrich Hoffmann: „Von Römern, Rittern und ruschigen Juffern“ Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Rurgebiet; Brandenburg, Franz J: Abenden – wie es war, Ein historischer Rundgang durch die Perle des Rurtals, Abenden 1997 & Brandenburg, Doris und Franz J.: Abenden – Daten zur Geschichte eines kleinen Rurdorfs am Rand der Nordeifel; Teil 1-3