Der ewige Jäger von Weyer

  H. Roggendorf: Mechernich. Alte Geschichten. 1929, Seite 123

Ein Jäger jagte an einem Weihnachtstag und erlegte schon bald einen außergewöhnlich großen Hasen, den er in die Jagdtasche steckte. Danach trat das Wild massenhaft auf, aber es neckte ihn nur. So wollte es ihm nicht mehr gelingen, auch nur ein einziges Stück zu erschießen. Erschöpft setzte er sich schließlich auf einen Felsblock und legte seine Jagdgeräte zur Seite.

Da plötzlich, als es gerade auf dem nahen Kirchturm zu Weyer zur heiligen Wandlung läutete, erblickte er eine alte, gebeugte Frau, die ihre Augen starr auf ihn richtete. Das war aber niemand anders als die Juffer Fey. Sie umkreiste dreimal die Weidtasche, schlug mit einer Haselrute darauf und sprach:

Wach auf! Wach auf!
Lieb’ Schwester Marie!
Jetzt gilt’s zu enteilen,
jetzt oder nie!

Und flugs sprang das erlegte Tier quietschlebendig aus der Tasche und verschwand im nahen Buschwerk. Der Jäger griff erzürnt nach seiner Waffe, eilte dem entsprungenen Hasen hinterher und rief drohend: „Ich will dich wieder haben und sollte ich dich jagen bis zum Jüngsten Tage!“

Noch immer hat der Jäger den Hasen nicht erwischt und durchstreift bis heute ruhelos die Wälder.

Quelle: www.sophie-lange.de