<<< zurück | Sammlung bergmännischer Sagen | weiter >>>

Der Rammelsberg

Der Rammelsberg liegt gegen Mittag am Oberharz nahe bei der Stadt Goslar und ist ein sehr großer, hoher und außerhalb unfruchtbarer Berg. Man trifft auf demselben keine Tannenbäume wie auf den benachbarten Bergen an, sondern es ist dasselbe nur mit Heidelbeeren, Preiselbeeren, Heidekraut und wenigen Sträuchern bewachsen. In seiner Höhe ist er eigentümlich zerklüftet. Unter anderem sieht man über den Obergruben einen Riss, der bei einer Länge von 100 Lachter an einigen Stellen 3 bis 4 Ellen breit und so tief ist, dass man nicht auf den Grund sehen kann. Dieser Riss soll, dem Bericht der Bergleute zufolge, von Jahr zu Jahr weiter werden. Wodurch derselbe entstanden sei, darüber hat man keine gewisse Nachricht. In diesem Riss sollen nach der alten sächsischen Chronik an einem Tag so viel Bergleute verunglückt sein, »dass bei vierthalbhundert Weiber« zu Witfrauen wurden, welche alle vor dem Berg gestanden und ihre Männer betrauert hätten.

Im Rammelsberg soll mehr Holz verbaut sein als in der ganzen Stadt Goslar.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883