<<< zurück | Sammlung bergmännischer Sagen | weiter >>>

Der Venediger als Zigeunerhauptmann

Auf dem Kapellenberge war einst eine Goldgrube, zu der ein Venediger in der Gestalt eines pilgernden Zigeunerhauptmanns 21 mal gewallfahrtet und dadurch reich geworden war, so daß er als Dolfo di Prestallez Doge von Venedig werden konnte.

Seine Tochter zog, als Knabe verkleidet, mit ihm herum, und als sie bei ihrem Verweilen im Voigtlande einst ihre Künste mit einem Tanzbären produzierten, fiel dieser Vater und Kind an und drohte sie zu zerreißen, als der junge Besitzer von Schönberg dazwischen trat und den Bären erlegte. Zum Dank schenkte ihm der Zigeuner ein goldenes Kreuzlein und lud ihn ein, nach Venedig zu kommen. Ferdinand — so hieß der ritterliche Herr — kam dieser Einladung später nach. Unterwegs ward ihm das Kreuzlein, sein Erkennungszeichen, entwendet; aber durch eine wunderbare Verkettung der Umstände wurde er erkannt, und kehrte mit dem Dogen, der ihm seine Tochter zum Weibe gab, und dessen Sohne, der als Geistlicher in Rom gewesen war und dem geistlichen Stande entsagt hatte, ins Voigtland zurück, wo sie sich zum ersten Male gesehen hatten.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen