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Der Feuersegen in der Mönchskirche

Eine Zigeunerfamilie, deren Mutter krank war, hatte bei einem mitleidigen Insassen eines Hauses in der Mönchskirche Aufnahme und Pflege gefunden.1) Beim Abschiede sagte die Zigeunerin: „Liebe Leute! Wir sind arm und können euch nichts geben für eure Liebe und Güte. Ich will den Feuersegen über euer Haus sprechen, welcher 100 Jahre wirken soll. Sollte einmal ein Brand bei euch entstehen, so deckt nur schnell einen Kuchendeckel auf den Schornstein!” Darauf stieg die Zigeunerin auf das Dach und sprach dort die Formel. Trotzdem die Hütten innerhalb der Mönchskirche die feuergefährlichsten der ganzen Stadt waren, blieben sie doch über 100 Jahre vom Feuer verschont, so daß man in Bautzen sagte: „In der Mönchskirche brennt es nicht.” Nur ein einziges Mal geriet ein Teil eines Schindeldaches in Brand, die Flammen wurden jedoch schnell vermittelst eines Kuchendeckels ausgelöscht. Endlich muß aber doch der Feuersegen der Zigeunerin unwirksam geworden sein, denn am 10. Febr. 1894 wurden die armseligen Hütten innerhalb der Mönchskirche ein Raub der Flammen.

Quelle: Wikisource


1)
Anmerkungen Wikisource: Nach dem Brand im Jahr 1598 ließen sich mittellose Bürger in den Kirchenruinen des Klosterbereiches des ehemaligen Franziskanerklosters in der Altstadt von Bautzen nieder und bauten sich einfachste Häuser, die sogenannte „Budenstadt“ bzw. Mönchskirchensiedlung.