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Ein Aufhucker belästigt einen Bauern

  Tschacksdorf 

Einst ging ein Bauer von Tschacksdorf nach Domsdorf. An einem Scheidewege sah er plötzlich eine kleine, weiße Gestalt. Der Bauer ging ruhig daran vorüber. Er hatte aber noch keine drei Schritte gemacht, so fühlte er, wie ihm etwas auf den Rücken sprang, das er trotz aller Mühe, es abzuschütteln, tragen musste. Erst als er sein Dorf erreicht hatte, fiel die Last von seinem Rücken. Der Bauer wollte wissen, was ihn bedrückt habe, allein so viel er sich darnach umblickte, er sah nichts. Als er auf seinem Rückwege an einen Kreuzweg kam, belästigte ihn dieselbe Gestalt wieder. Jetzt wollte er, um die Last nicht noch einmal schleppen zu müssen, umkehren, allein in demselben Augenblick erhielt er einen furchtbaren Schlag, so dass er ruhig weiter ging. Auf seinem Wege kam er bei einem alten Gemäuer vorüber. In dem Augenblick hörte der Bauer darin ein furchtbares Gepolter. Er aber setzte seinen Weg ruhig weiter fort. Erst als er sein Heimathsdorf erreicht hatte, fühlte er sich von seiner Last frei, bekam aber noch einen furchtbaren Schlag, so dass er taumelte. Der Bauer hat oft erzählt, dass dies die furchtbarste Nacht seines Lebens gewesen ist.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880