Auf der alten Kirch

Westlich von Berzbuir heißt noch heute ein Fleckchen ,,Auf der alten Kirch“. Hier ist vor langen, langen Jahren, als die Menschen gottlos geworden waren, eine Kirche versunken.

Unter freiem Himmel, auf grüner duftiger Wiese, vergnügte sich jung und alt. Doch das Vergnügen artete bald in wildes Gelage aus. Der Abend kam, die Nacht brach an, und immer toller wurde das Gelage. Um Mitternacht erreichte es seinen Höhepunkt. Einsam lag auf leichter Anhöhe das kleine, traute Kirchlein. Da kündeten 12 dunkle Schläge den neuen Tag an. Der Wildeste aus der Gesellschaft hob bei dem Spiel der Glocke seinen Pokal und brüllte mit heiserer, versoffener Stimmer: „Ha, komm stoß mit mir an. Wir bilden ab heute einen neuen Bund, die Gemeinde der freien Vernunft, die an den Quatsch, den man uns drüber predigt, nicht weiter glaubt. Kommt stoßen wir an, dann ziehen wie alle geschlossen zur Kirche, erbrechen die Pforte und heben Pokal und Dirn auf den Altar.“

Alle stießen sie an. Doch wie dumpfer Donner tönte der Klang der Gläser. Der Donner hielt an. Das kleine Kirchlein war plötzlich hell erleuchtet. Mächtig erbrauste die winzige defekte Orgel. Mit trunkenen Augen blickte die Gesellschaft das Wunder an. Doch der Wilde brüllte mit schäumenden Munde: „Wer wagt es, den Kampf mit den Geistern aufzunehmen?“ Er dreht sich um, sah die zögernden Gesichter und lachte „Ha, feige Memmen, so geh ich alleine.“

Er schwang den vollen Becher und warf ihn mit einem herben Fluch gegen die Kirche. Das Glas zersprang am Boden. Bei dem Klirren der Scherben zuckten Blitze vom Himmel, unterirdisches Donnern und Rumoren ließen sich vernehmen und plötzlich sank die Kirche mit einem furchtbaren Krach in die Erde.

Quelle: nach der Version auf Berzbuir.de