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Der Nachtjäger auf der Grenze von Niemaschkleba

  Mündlich aus Niemaschkleba

Früher wurden in Niemaschkleba wie überall während der Nacht auf dem Felde die Pferde gehütet. Damals haben die Hirten oft den Nachtjäger ziehen sehen.

Um Mitternacht hörten sie, wie etwas heran gebraust kam, ein Sturm ging über sie hin, daß sich die Sträucher, hinter die sie sich gelegt hatten, vollständig über sie hinwegbogen. Sie sahen einen Mann ohne Kopf auf einem Pferde angeritten kommen, und eine Menge Hunde liefen hinter ihm her; die bellten nicht; aber sie machten immer: Kiffe-kaffe! kiffe-kaffe! Die Hunde und auch das Pferd waren ohne Kopf; aber aus ihren Hälsen spritzte das helle Feuer.

Der Nachtjäger zog auf dem Oderdamm entlang nach der Feldflur Grabelucke hin, von dort über den Kranichsee zur Lahmoer Ecke und weiter durch die Königliche Forst 1) nach dem „langen See“ und dem „tiefen See“.

Als einst Leute um Mitternacht auf dem „langen See“ fischten, hatte der Nachtjäger auch seinen Zug über den See hinweg. Da wurde das Wasser so unruhig, daß sich die Fischer alle Mühe geben mußten, um mit dem Kahne nur glücklich ans Ufer zu kommen.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894


1)
Volkstümlich: die Forst