Das Vehmgericht zu Gressenich

  Mündlich aus  Gressenich und anderen Orten

Die alten Leute behaupteten, an der Stelle, wo es in Gressenich, der Kirche gegenüber, „op dr Borg“ heißt, und das Haus des Landwirts Martin Momme steht, sei das Vehmgericht gewesen. Manche wollen sogar wissen, dort hätten die Kerker der Stadt Gressiona sich befunden.

Als man das alte Haus abbrach und das neue an seine Stelle setzte, fand man unterirdische Gänge und Gewölbe mit ungewöhnlich starken Mauerwerk, an denen man wirklich Fuß- und Armketten fand, an die man die Gefangenen fesselte. Die von der Vehme zum Strange Gerichteten wurden auf dem sogenannten „Galgeplei“ (Galgenplatz) „em Waarböisch“ unterhalb Gressenich erhängt.

Dieser Galgen bestand nicht wie gewöhnlich aus zwei senkrechten, in die Erde gerammte Balken, an dessen Querbalken die Verurteilten gehängt wurden, sondern aus drei „Puht“, d.h. drei schräg nach oben zulaufenden schweren Balken. Die Gehängten blieben so lang hangen, bis die Vögel alles Fleisch von ihnen abgenagt hatten, und die Gerippe im Winde klapperten. Dann erst begrub man sie in der Nähe. Der Ort war deshalb sehr verrufen, und nicht leicht wagte sich früher jemand an jene unheimliche Stelle.

Quelle: Heinrich Hoffmann , Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de