Die Matthiasnacht

  mündlich

Die Matthiasnacht ist eine Zaubernacht. Wer in ihr um Mitternacht auf einen Kreuzweg geht, erhält vom Teufel Geld. Viele erhielten aber derbe Prügel von unsichtbarer Hand, Ein Mann von hier bekam in der Matthiasnacht auf einem Kreuzwege vom Teufel einen schweren Sack Geld, den er keuchend und schweißtriefend nach Hause trug. Schon hatte er mit dem einen Fuße die Türschwelle seines Hauses überschritten, da sagte er unbedacht: „Nun bin ich froh, daß ich hier bin.“ Damit riß ihm der Teufel den Absatz des Schuhes von dem noch draußen befindlichen Fuße ab. Wäre der Mann nicht so weit gewesen, so hätte ihn der Teufel mit zur Hölle genommen; jetzt hatte er keine Macht mehr über ihn. Der Vorgang war ihm eine Lehre, nicht mehr auf dem Heimwege zu sprechen, wenn er vom Teufel Geld erhielt.

Die Matthiasnacht hatte hier wie auch anderwärts nach dem Glauben der Leute eine andere Bedeutung. Wer in ihr genau um die Mitternachtsstunde geboren wird, der kann später in der Matthiasnacht sehen, wer aus der Pfarrgemeinde stirbt. Die alten Leute nannten solche Menschen, die immer eine sehr bleiche Gesichtsfarbe hatten, „Geestekicker“.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de